Warum höre ich ein Pfeifen im Ohr? Ursachen, Diagnose und effektive Lösungen für den Alltag

Pfeifende oder klingelnde Geräusche im Ohr: Was steckt dahinter?

Plötzliches Pfeifen oder Klingeln im Ohr – viele Menschen in Deutschland erleben dieses Phänomen mindestens einmal im Leben. Ob nach einem lauten Konzert, einem anstrengenden Arbeitstag oder beim Einschlafen in ruhiger Umgebung: Solche Geräusche sind weit verbreitet, meist harmlos, können aber auch ein Hinweis auf gesundheitliche Probleme sein, insbesondere wenn sie regelmäßig oder langanhaltend auftreten.

Typische Ursachen für Ohrgeräusche (Tinnitus) in Deutschland

1. Was ist Tinnitus und wie häufig kommt er vor?

Tinnitus bezeichnet das Hören von Geräuschen – wie Pfeifen, Summen oder Rauschen – ohne äußere Schallquelle. Nach Angaben der Deutschen Tinnitus-Liga leiden etwa 15 % der Erwachsenen in Deutschland zeitweise an Tinnitus, etwa 3 % sogar dauerhaft mit deutlicher Alltagsbeeinträchtigung.

2. Lärm, Freizeit und Arbeitsplatz – die Rolle der Umgebung

Wer in lauten Umgebungen arbeitet (z. B. Baustelle, Fabrik, Gastronomie) oder Musik über Kopfhörer häufig zu laut hört, riskiert eine vorübergehende oder dauerhafte Schädigung der feinen Haarzellen im Innenohr. Ruhephasen helfen meist, aber wiederholte Lärmbelastung kann zu chronischem Tinnitus führen.

3. Stress, Erschöpfung und wie das Gehirn darauf reagiert

Stress im Beruf oder Privatleben, Schlafmangel und psychische Belastungen verstärken die Wahrnehmung von Ohrgeräuschen. Besonders in Phasen hoher Arbeitsbelastung oder nach seelisch schwierigen Situationen berichten viele Deutsche über verstärktes Ohrensausen.

4. Hörverlust und Alter: Ein deutsches Gesundheitsthema

Mit zunehmendem Alter nimmt das Hörvermögen ab – eine häufige Begleiterscheinung ist Tinnitus. In Deutschland haben etwa 35 % der Menschen über 65 Jahren Erfahrungen mit anhaltenden Ohrgeräuschen.

5. Nebenwirkungen von Medikamenten und chronische Erkrankungen

Bestimmte Medikamente, darunter Blutdrucksenker, einige Antibiotika oder Entwässerungsmittel, können Pfeifen oder Rauschen als Nebenwirkung verursachen. Zudem sind Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder Schilddrüsenstörungen mit Tinnitus verbunden – klären Sie solche Zusammenhänge immer mit Ihrem Hausarzt ab.

6. Ohrenschmalz, Infektionen und lokale Ursachen

Ohrenschmalz, Mittelohrentzündungen oder Entzündungen des äußeren Gehörgangs können das Ohr blockieren und vorübergehend Tinnitus verursachen. Besonders Kinder und Menschen mit Hörgeräten sind betroffen.

7. Druckveränderungen: Fliegen, Bahnfahren, Fahrstühle

Beim Starten oder Landen im Flugzeug, in Hochhäusern oder im Gebirge verändert sich der Luftdruck rasch. Dies kann zu kurzem Pfeifen oder Knacken im Ohr führen. Normalisiert sich der Druck, verschwinden die Geräusche meist rasch wieder.

8. Pulsierender Tinnitus: Wenn der Herzschlag hörbar wird

Pulsierender Tinnitus, der im Takt des eigenen Herzschlags auftritt, deutet auf eine Beteiligung der Blutgefäße (z. B. Bluthochdruck, Gefäßveränderungen) hin. Hier empfiehlt sich eine gründliche ärztliche Untersuchung.

Tinnitus oder etwas anderes? Die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale

Selbsttest: Wann sollten Sie aufhorchen?

  • Ist das Pfeifen nur kurzzeitig oder dauerhaft?
  • Betroffen sind beide Ohren oder nur eines?
  • Treten weitere Symptome wie Schwindel, Hörverlust oder Schmerzen auf?
  • Fühlt sich das Ohr verstopft an?

Wenn Ohrgeräusche andauern, nur ein Ohr betreffen oder mit Hörminderung einhergehen, sollten Sie zeitnah eine HNO-Ärztin oder einen HNO-Arzt aufsuchen. Solche Symptome können auf schwerwiegendere Erkrankungen hinweisen.

Typische Fallbeispiele und der Umgang mit Ohrgeräuschen

Frau M., 37 Jahre aus München, bemerkte nach mehreren stressigen Wochen ein andauerndes Pfeifen im Ohr. Nach ärztlicher Abklärung wurde Stress als Hauptursache diagnostiziert. Mit Entspannung, geregeltem Schlaf und weniger Bildschirmzeit verschwanden die Symptome. Herr S., 71 Jahre, suchte bei einseitigem, anhaltendem Ohrensausen den HNO-Arzt auf und erhielt nach weiterführender Diagnostik ein Hörgerät.

Wann ist ein Arztbesuch ratsam?

  • Pfeifen oder Klingeln dauert länger als 24 Stunden an oder wird stärker
  • Hörverlust, Schmerzen oder Schwindel begleiten die Geräusche
  • Nur ein Ohr ist betroffen
  • Gleichzeitig bestehen chronische Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes

In solchen Fällen ist eine zeitnahe medizinische Abklärung besonders wichtig.

Praktische Tipps zur Selbsthilfe bei Ohrgeräuschen

  • Lautstärke von Kopfhörern moderat halten und Nutzungszeit begrenzen
  • Lärmbelastung im Alltag reduzieren (Fenster schließen, Gehörschutz nutzen)
  • Ausreichend Schlaf und regelmäßige Pausen einplanen
  • Koffein und Alkohol meiden
  • Keine Wattestäbchen oder spitzen Gegenstände für die Ohrreinigung verwenden

Entspannungsmethoden wie Meditation, Yoga oder Atemübungen können helfen, die Wahrnehmung der Geräusche zu reduzieren. Halten die Symptome an, ist professionelle Beratung ratsam.

Langfristige Vorbeugung und Hörgesundheit

  • Regelmäßige Hörtests, besonders ab 50 Jahren
  • Lärmbelastung minimieren – am Arbeitsplatz und zu Hause
  • Chronische Erkrankungen (z. B. Diabetes, Bluthochdruck) konsequent behandeln
  • Bei Medikamenteneinnahme immer mögliche Nebenwirkungen beachten

Ein bewusster Umgang mit der eigenen Hörgesundheit ist die beste Vorsorge gegen Tinnitus.

Häufig gestellte Fragen zu Ohrgeräuschen (FAQ)

  • Q. Kann Tinnitus in jedem Alter auftreten?
    A. Ja, Tinnitus kann jeden treffen, tritt aber bei älteren Menschen und Personen mit Hörverlust häufiger auf.
  • Q. Gibt es eine dauerhafte Heilung?
    A. Je nach Ursache – gesunde Lebensweise und ärztliche Begleitung helfen den meisten Betroffenen, die Beschwerden zu lindern.
  • Q. Hilft Stressabbau gegen Ohrensausen?
    A. In vielen Fällen ja – bei anhaltenden oder starken Symptomen ist jedoch ärztliche Hilfe notwendig.

Fazit: Was tun bei Pfeifen oder Klingeln im Ohr?

Gelegentliches Ohrensausen ist meist harmlos, aber anhaltende oder belastende Geräusche sollten medizinisch abgeklärt werden. Ursachen verstehen, frühzeitig gegensteuern und die eigene Gesundheit im Blick behalten – so lassen sich Beschwerden minimieren und Folgeschäden vermeiden. Wer früh reagiert, hat die besten Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung.

Dieser Artikel dient der allgemeinen Information. Bei individuellen Beschwerden oder Behandlungsfragen wenden Sie sich bitte an Ihre HNO-Ärztin oder Ihren HNO-Arzt.